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Eine vergessene Branche?
Wie im falschen Film dürften sich die ZuhörerInnen aus der Reisebranche bei der heutigen Pressekonferenz von Tourismus- und AußenministerIn gefühlt haben.
Mit Spannung erwartet war die Pressekonferenz von Tourismusministerin Köstinger und Außenminister Schallenberg zum Thema „Reisefreiheit“. Die Enttäuschung war vorprogrammiert. Rund 7.100 Menschen wurden aus dem Ausland in der größten Rückholaktion heimgebracht. Wie viele zigtausende davor schon nur dank der effizienten und professionellen Arbeit der Reisebüros ihre Urlaube abbrechen und mit um- und neugebuchten Flügen nach Österreich zurückkehren konnten, blieb ebenfalls unerwähnt. Natürlich ist jedem in der Touristik klar, dass erst dann wieder in einzelne Länder oder Regionen gereist werden kann, wenn keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. In beiden Richtungen. Kein Urlauber kann und will es sich leisten, nach ein oder zwei Wochen am Meer oder sonst wo entweder krank zurückzukommen oder sicherheitshalber für 14 Tage in Heimquarantäne zu sitzen. Auch muss und wird Österreich alles tun, keine Corona-infizierten Besucher ins Land zu holen. Reisefreiheit ist keine Einbahnstraße. Das haben inzwischen wirklich alle verstanden.
Reisefreiheit ist keine Einbahnstraße
Nicht verstanden haben Österreichs Regierung bzw. deren Minister nach wie vor den Unterschied zwischen Incoming- und Outgoing-Tourismus. Nur so lässt sich erklären, dass die komplette Touristik, also alle Reiseveranstalter und Reisebüros, regelmäßig mit Missachtung gestraft werden. Sie existieren in der Welt der zuständigen Minister anscheinend nicht. Obwohl rund 10.000 Arbeitsplätze direkt auf diese Sparte entfallen. Obwohl Österreicher im Jahr mehr als 10 Mio. Auslandsreisen durchführen. Obwohl Urlaube in Österreich ebenso gut in Reisebüros oder über deren Plattformen gebucht werden können.
Der Aufruf von Ministerin Köstinger, den Sommerurlaub in Österreich zu verbringen ist eh berechtigt und sinnvoll. Da bleibt viel Wirtschaftsleistung in der Region und alle haben was davon. Wenn diese Aufenthalte dann allerdings über eine internationale Buchungsplattform wie Expedia oder Booking.com gebucht werden, wandert schon deutlich weniger ins österreichische Körberl.
Dennoch ist völlig unverständlich, dass ein ganzer Wirtschaftszweig, der aktuell mit so großen Hürden wie kaum ein anderer zu kämpfen hat, mit keinem Sterbenswort erwähnt wird. Haben wir unsere Branche in den vergangenen Jahren tatsächlich so wenig publikumswirksam vertreten? Unterstreichen die fast 6 Mio. Urlaubsreisenden (ins In- und Ausland) nicht die Bedeutung der Reisen ins Ausland? Arbeiten wir etwa seit Jahrzehnten für eine vergessene Branche?
Kommentar, Editorial, Reisefreiheit, Reisebeschränkung, Corona, Reisebüro, Veranstalter, Österreich
Autor/in:
Elo Resch-Pilcik
Herausgeberin / Chefredakteurin
Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.
Touristiknews des Tages
13 März 2025
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