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Kanada: Kritik & Boykott
Eklat im Kanada-Geschäft: alle großen Veranstalter aus Deutschland und anderen wichtigen europäischen Ländern werden der zentralen Reisemesse Rendez-vous Canada fernbleiben, falls die kanadische Regierung ihre Steuerpolitik in angekündigter Form durchzieht.
Die Regierung Kanadas zog wegen unterschiedlicher Besteuerung touristischer Leistungen den Zorn europäischer Veranstalter auf sich. Ottawa schockierte bereits im vergangenen Jahr,kaum hatten die Veranstalter die Katalogpreise für 2007 kalkuliert: Ab 1. April sollte eine bisherige Ausnahme im kanadischen Steuerrecht wegfallen, nach der auf touristische Leistungen für ausländische Gäste keine Goods & Services Tax (GST) zu entrichten ist.
Nach dieser Regelung erhielten die Veranstalter beim Einkauf etwa über den Incomer Jonview einen Rabatt in Höhe der Jonview erstatteten Steuern von drei Prozent auf Teile von Tourpaketen und sechs Prozent auf FIT-Leistungen. Ein Discount, der in die Preiskalkulation der Veranstalter einfloss und nun wegzufallen droht.
Mitte März dann scheinbar die Kehrtwende: Ottawa erklärte sich auf Druck aus der Reisebranche bereit, die Ausnahmeregelung beizubehalten aber letztlich nur für Packages. Der Rabatt für FIT-Buchungen fällt seit Anfang April weg.
Die Veranstalter müssen nun jede Buchung als Teil eines Pakets deklarieren, verlieren dabei aber jeweils drei Prozent. Besonders für die Großveranstalter ist die Situation untragbar: Sie haben einen besonders hohen FIT-Anteil und enge Margen da entstehen mit jedem verkauften Kanada-Baustein Verluste. Wie das deutsche Fachmagazin FWV berichtet, wurde ein erbetener Aufschub dieser Verordnung ignoriert und auch Boykottdrohungen blieben ohne Wirkung. Somit haben gestern zahlreiche deutsche Veranstalter/Einkäufer ihre Teilnahme an der Incoming-Messe Rendez-vous Canada vom 28. April bis 2. Mai in Québec City abgesagt. Namhafte Veranstalter aus anderen Ländern wollen sich dem Boykott anschließen.
Ein Hintertürchen lassen die Boykotteure noch offen: Sollte in dieser Woche Ottawa wider Erwarten noch einlenken, wollen diverse Veranstalter prüfen, ob sie kurzfristig ihre Absage rückgängig machen können.
Für den Rendez-vous-Ausrichter Tourism Industry Association of Canada (Tiac) bahnt sich ein Fiasko an, denn nun drohen auch viele große kanadische Aussteller ebenfalls abzuspringen und/oder Schadenersatz zu fordern, da sie bei der Messe nicht mehr ihre wichtigsten Gesprächspartner treffen können. Jedenfalls droht auch dem Reiseland Kanada ein Imageschaden.
Autor/in:
Martha Steszl
Freie Journalistin
Lange Jahre war Martha Steszl fix im Team des Profi Reisen Verlags, wo sie maßgeblich an der Entwicklung des Geschäftsreisenmagazins tma verantwortlich zeichnete. Nach ihrem Ausstieg ins Privatleben steht sie weiterhin als freie Redakteurin - oft & gerne auch für spontane Einsätze - zur Verfügung.
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