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Corona: Hoteliers fordern Klarheit für Wintertourismus

"Wir müssen jetzt wissen, was passiert", so die Touristiker. Im November sei es zu spät. Zusätzlich plagen die Branche Personal- und Nachwuchs- genauso wie Wertschöpfungssorgen.

Im Tourismus mehren sich Stimmen, die von der Regierung Klarheit für Coronaregeln im Winter fordern. "Wir müssen jetzt wissen, was passiert", so Anton Birnbaum, General Manager des Astoria Resort in Seefeld. Ein "absolutes Drama" wäre es etwa, wenn Deutschland im Winter eine Quarantäne für Österreich-Urlauber einführen würde, sollten hierzulande die Fallzahlen steigen. "Dann können wir zusperren." Nicht minder deutlich wurde der Touristiker und Ex-Politiker Sepp Schellhorn.

"Wer Skifahren will, soll sich impfen lassen"

Freilich sei "gesellschaftliche Ausgrenzung natürlich ein heißes Thema", so Birnbaum. Schlussendlich sei es aber Sache der Regierung klar zu entscheiden. "Es besteht ja eine Gefahr für die Wirtschaft, für unsere Mitarbeiter, für eine gesamte Branche - unabhängig der gesundheitlichen Folgen daraus", so der Luxus-Ferienhotel-Manager. "Ich tendiere eher dazu zu sagen, die 1-G-Regelung für alle ist gekommen. Wer Skifahren gehen will, soll sich halt impfen lassen - bis Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, aber da sind wir halt noch nicht."

"Es ist notwendig, dass die Regierung jetzt entscheidet und die Entscheidung kommuniziert, nicht erst am 15. November", forderte Schellhorn. Er sprach sich im Besonderen auch für eine Impfpflicht für Besuche in der Nachtgastronomie aus - und ähnlich sehe er das für die Skipiste. Bisher gebe es aber nichts von der Bundesregierung, kritisierte der Ex-NEOS-Abgeordnete zum Nationalrat.

Personal-, Nachwuchs- und Wertschöpfungsprobleme

Die Branche kämpft aber auch mit anderen Problemen. Diese sind auf den ersten Blick zwar nicht so drastisch wie leere Betten wegen Corona, könnten sich aber mittel- bis langfristig als noch schwerwiegender herausstellen. Die Branche plagen Personal- und Nachwuchs- genauso wie Wertschöpfungssorgen. Einmal mehr forderte Schellhorn, dass endlich "mehr netto vom brutto" bleiben müsse. Dem heimischen Tourismus erwachse zudem Konkurrenz aus südöstlichen Nachbarländern. Diese könne man preislich im Gegensatz zu Westeuropa aber nicht mehr unterbieten.

Das Wertschöpfungsproblem hänge mit Überkapazitäten zusammen. Österreich sei im Sommer wie im Winter das billigste der Alpenländer. Die Bettenzahl gehöre um ein Drittel gesenkt, meinte Schellhorn. In Südtirol sei das über die Raumordnung gelungen. Dort kosteten Betten der gleichen Kategorien wie in Österreich "um circa 85% mehr. Dort werden die Mitarbeiter besser bezahlt." Da die Raumordnung in Österreich Ländersache sei brauche es ein übergeordnetes Bundesraumordnungsgesetz. "Bei uns kosten die Mitarbeiter viel zu viel und sie verdienen viel zu wenig." Es gehöre nicht das Arbeitslosenentgelt gesenkt, sondern die Nettolöhne müssten durch eine Senkung der Lohnnebenkosten steigen.

Von den vor Corona rund 230.000 Mitarbeitern waren 80.000 aus Osteuropa. Davon würden aber nur an die 30% wieder nach Österreich zurückkehren, berief sich Schellhorn auf Angaben des AMS. "Das verschärft das Thema Entlohnung", sagte Schellhorn. Noch vor dem Winter müsse daher der Faktor Arbeit entlastet werden, war Schellhorn wieder ganz Politiker. Geschehe das nicht, "werden im Winter Betriebe tageweise schließen, von denen man dies niemals angenommen hätte und manche gar nicht aufsperren", warnte er. 

Beim Nachwuchsthema sprachen sich beide Touristiker dafür aus, dass es auch eine kürzere touristische Ausbildung brauche. Es müsse nicht mehr drei Jahre lang gelernt werden, wie vor dem Gast flambiert, tranchiert, filetiert werde - denn das werde gar nicht mehr nachgefragt. Eine Einjährige Heranführung ins "Hospitality Management" wäre oft ausreichend, glauben die beiden Touristiker. Beide äußerten auch Bedenken, dass die mittlere Gastronomie und Hotellerie immer kleiner werden könnte und am Ende praktisch nur mehr Luxus und ganz billig bleiben könnte.

Schellhorn warnte außerdem vor einem weiteren Problem: Viele Übergaben stünden an. Einerseits hätten viele ein Nachwuchsproblem, andererseits könnten viele nicht zusperren weil ein hoher Verkehrswert einem niedrigen Buchwert entgegenstehe - das würde zu vermehrten Privatkonkursen ehemaliger Touristiker führen.

Es brauche also einen politischen Plan für den Tourismus. Dieser müsse einen "Schulterschluss zwischen Produzenten, Händlern und Tourismus" umfassen, um die Wertschätzung und -schöpfung zu steigern, so Schellhorn. (APA / red) 


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Redakteurin

Julia Trillsam hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert. Jetzt ist sie bereit, die Welt zu bereisen. Je sonniger die Destination, desto schneller sind ihre Koffer gepackt.





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