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VDR: Deutlich weniger Geschäftsreisen erwartet
Die Mehrheit der deutschen Unternehmen sieht in der Zukunft einen Rückgang bei Geschäftsreisen um 30%. Der Blick zurück ins Jahr 2020 zeigt, wie schwer die Geschäftsreise-Dienstleister von der Pandemie getroffen wurden.
Der Mehrwert einer Geschäftsreise werde in Zukunft noch stärker geprüft, wobei die Balance zwischen Unternehmensinteressen, Erwartungen von KundInnen und MitarbeiterInnen weiterhin im Fokus bleiben werde, so der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) in der neuesten Ausgabe der „Geschäftsreiseanalyse“. Eine dauerhafte Reduktion der Geschäftsreisetätigkeit erwarten 80% der größeren, 72% der kleineren Unternehmen und 81% der Interviewten aus dem öffentlichen Sektor, wie aus einer Studie des Verbandes hervorgeht. Wie hoch diese Reduktion ausfallen, bleibe abzuwarten, doch wenn ihre Prognosen eintreffen, werde sie durchschnittlich 30% betragen, so das Fazit.
„Die persönliche Begegnung wird auch in Zukunft nicht vollständig durch Videokonferenzen zu ersetzen sein. Vielmehr wird es darauf ankommen, situationssensible Alternativen zu finden. Für notwendige Reisen wird es gerade in der Übergangsphase zur ‚Postpandemiezeit‘ zu einem größeren Planungsaufwand kommen. Arbeitgeber werden sich noch intensiver mit der Frage beschäftigen, wie sie ihre Reisenden am besten unterstützen können“, so VDR-Vizepräsidentin Inge Pirner.
Pandemie trifft Sparte mit voller Wucht
Die COVID-19-Pandemie hat die Ausgaben deutscher Unternehmen und öffentlicher Institutionen für Geschäftsreisen im Jahr 2020 auf ein historisches Tief sinken lassen. Wie die aktuelle VDR-Geschäftsreiseanalyse belegt, reduzierten sich die Ausgaben im Vergleich zu 2019 um 81,7% und erreichten mit 10,1 Mrd. EUR den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenerhebung vor 19 Jahren.
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 32,7 Mio. Geschäftsreisen (- 83,3%) und 3,3 Mio. Geschäftsreisende (- 74,9%). Die VDR-Geschäftsreiseanalyse spiegelt das Reiseverhalten deutscher Unternehmen und Organisationen des öffentlichen Sektors im Jahr 2020 wider. Etwa vier Fünftel der Umsätze, die Geschäftsreisende sonst vor allem im Gastgewerbe und Transportwesen generieren, brachen im Jahr 2020 weg. Besonders betroffen waren die deutschen Dienstleistenden, da das Gros der Geschäftsreisen schon immer im Inland stattgefunden hat; im Jahr 2020 waren es 83% (27,3 Mio). Komplett auf Geschäftsreisen verzichtete nahezu jede dritte Firma aus dem Mittelstand (28,6%) und 24,2% der Organisationen im öffentlichen Sektor.
„Die Ergebnisse zeigen schmerzlich, mit welcher Wucht die COVID-19-Pandemie die Unternehmen und Anbieter aus der Geschäftsreisebranche getroffen hat. Die Analyse belegt zudem noch einmal, welche Bedeutung Geschäftsreisen für den Wirtschaftsstandort Deutschland besitzen. In den Jahren vor der Pandemie haben Firmen und ihre Geschäftsreisenden neben den Ausgaben für Transport und Beherbergung einen stetig steigenden Beitrag zur regionalen Wertschöpfung – etwa in Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistungssektor und Kultur geleistet. Diese Umsätze in direkt und indirekt profitierenden Branchen sind im Corona-Jahr fast komplett weggebrochen“, sagt Pirner.
Tendenz zu längeren Reisen in den KMU
Waren die kleineren und mittelgroßen Unternehmen (KMU) bis 2019 tendenziell stets kürzer unterwegs – Tagesreisen machten in dieser Größenklasse zuletzt noch 70% aus –, haben die wenigen Reisen des Jahres 2020 eher länger gedauert. Die Durchschnittsdauer stieg dementsprechend an – nach der Devise „wenn schon unterwegs, dann länger“. Auch die Kombination von dringend benötigten Geschäftsreisen dürfte sich darin wiederfinden. Ein umgekehrtes Bild ergab sich in größeren Firmen, die üblicherweise auch öfter in Übersee zu tun gehabt hätten.
Einbruch auch bei Übernachtungen
Im geschäftlichen Übernachtungsbereich zeigte sich 2020 die Bedeutung der Mittelständler. Kamen im Vorjahr aus den größten Unternehmen etwa halb so viele Buchungen wie aus dem Mittelstand, so machten die Übernachtungen der KMU im ersten Pandemiejahr 2020 etwa drei Viertel der Gesamtübernachtungen aus. Überdurchschnittlich brachen die Zahlen aus dem öffentlichen Sektor (-78,3%) und aus den Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern (-81,6%) ein.
Schub für die Digitalisierung und neue Arbeitswelten
Im Mobilitätsmanagement kristallisieren sich zwei Bereiche heraus, die sicherlich auch helfen werden, eine nächste Pandemie noch besser zu bewältigen: 96% der Unternehmen sehen die – auch schon vor der Pandemie wichtige – digitale Prozessoptimierung gestärkt. 94% stimmen der Aussage zu, dass Hygienekonzepte auf Reisen weiterhin von Bedeutung sein werden. Die Digitalisierung erschafft neue Arbeitswelten: 84% der Geschäftsreiseverantwortlichen werden das Arbeiten von überall, also verstärkt auch aus dem Homeoffice, mit in ihre Planungen einbeziehen. 48% von ihnen werden auch mehr Beratung von Dienstleistern benötigen.
Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsfaktor
Über 90% der Travel Manager in Unternehmen und 97% im öffentlichen Sektor geben an, dass sich Nachhaltigkeit bei der Wahl von Leistungsträgern stark oder teilweise zu einem Wettbewerbsfaktor entwickeln wird. Den größten Sinneswandel hat es innerhalb eines Jahres im Mittelstand gegeben: Haben im Jahr 2020 noch 55% von ihnen diese Frage verneint, so sind es heute nur noch 9%. Wesentlich mehr Unternehmen in Deutschland als noch vor einem Jahr setzen sich aktiv für die Nachhaltigkeit im Geschäftsreisebereich ein. Im Mittelstand planen oder setzen 73% der Firmen Maßnahmen für eine bessere CO2-Bilanz um, bei den größeren sind es 85%.
Videokonferenzen und Bahnfahrten sind Alltag
Nicht nur Corona-bedingt, sondern auch unter Nachhaltigkeitsaspekten sind Telefon-/Web- oder Videokonferenzen bei nahezu allen Unternehmen zum Alltag geworden. Die Anzahl von Geschäftsreisen wird aktuell oder künftig in 87% aller Unternehmen reduziert. Auf innerdeutschen Strecken sind 73% der befragten Unternehmen vom Flugzeug auf die Bahn umgestiegen und 13% planen dies in Zukunft. (red)
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Autor/in:
Dieter Putz
Redakteur / Managing Editor
Dieter ist seit 25 Jahren wichtiger Teil des Profi Reisen Verlag-Teams. Fast jedes geschriebene Wort, das die Redaktion verlässt, geht über seinen Schreibtisch.
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