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Corona: Touristiker für sofortigen harten Lockdown

Wifo-Experte Oliver Fritz spricht sich für einen "sehr konsequenten, harten Lockdown, wahrscheinlich bis vor Weihnachten" aus; Tirols WK-Präsident Walser sei massiv dagegen: "Dann ist die Wintersaison tot."

Die Corona-Infektionszahlen jagen von einem Negativrekord zum anderen, die Krankenhäuser sind überlastet. Die Wirtschaft fordert beherztere Maßnahmen von der Regierung. Die Tourismusbranche spricht sich für einen sofortigen Komplett-Lockdown aus. "Aus touristischer Sicht wäre ein harter Lockdown wahrscheinlich das, was jetzt absolut notwendig wäre", bekräftigte Wifo-Experte Oliver Fritz. Eine scharfe Gegenposition kam von Tirols WK-Präsident Christoph Walser (ÖVP).

Fritz für sofortigen Lockdown

Die Infektionszahlen seien "so rasch und so konsequent runterzubringen wie nur irgendwie möglich", sprach sich der Tourismusexperte des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) im "Ö1"-Mittagsjournal für einen Lockdown für alle, nicht nur für die Ungeimpften, aus - eventuell zunächst regional beschränkt. Der erste Schritt wäre wahrscheinlich, einen Lockdown in West-Österreich zu verhängen, so Fritz.

"Wenn man den Virologen zuhört, dann sagen die, es kann uns nur ein Lockdown helfen", sagte der Wifo-Experte. "Und wenn es um den Tourismus geht, glaube ich, ja, dann brauchen wir einen Lockdown, einen sehr konsequenten, harten Lockdown wahrscheinlich bis vor Weihnachten."

Walser massiv dagegen

Überhaupt nichts anfangen mit dieser Position konnte hingegen Tirols Wirtschaftskammerpräsident Walser. "Das sind Träumer. Im Falle eines generellen Lockdowns ist die Wintersaison tot. Das wäre das Todesurteil. Jetzt sollte man endlich einmal die gerade vor ein paar Tagen beschlossenen Maßnahmen wirken lassen und nicht jeden Tag mit neuen aufwarten", so Walser.
Im Falle eines Lockdowns würden die meisten "nicht mehr aufsperren" können, die Mitarbeiter wären weg. Genau dasselbe habe man ja schon vor einem Jahr erlebt - auch da sei die Rede davon gewesen, ein Lockdown würde die Situation drastisch verbessern und die Wintersaison retten. Genau das sei nicht der Fall gewesen. Und er höre jetzt schon die Argumente in eineinhalb Monaten im Falle eines Lockdowns: "Dann würde es heißen: 'Jetzt bloß nicht aufsperren, um die Erfolge der vergangenen eineinhalb Monate nicht zu gefährden'".

Walser appellierte an Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), bei der LH-Konferenz am Freitag weiter "hart zu bleiben" in Sachen Lockdown. Dasselbe gelte für die ÖVP in der Bundesregierung gegenüber ihrem Koalitionspartner. Die Unstimmigkeiten in der Koalition müssten zudem aufhören und mit einer Stimme gesprochen werden. Seitens der Kammer nehme man massive Verärgerung und Unsicherheiten wahr, so der gewichtige schwarze WK-Chef.

Lockdown: Besser jetzt als im Dezember 

In dieselbe Kerbe schlug die frühere Obfrau der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Petra Nocker-Schwarzenbacher, die ein Hotel in St. Johann im Pongau führt. Sie sei "klar für einen Lockdown", betonte die Branchenkennerin Dienstagnacht in der ORF-TV-Sendung "ZIB". "Lockdown erstens einmal, um auch das Gesundheitssystem zu entlasten und da einmal eine Verschnaufpause herbeiführen zu können. Und was wir dringend brauchen, aus touristischer Sicht, ist, dass wir die Zahlen endlich nach unten drücken." Die Hotelière hatte bereits vor knapp zwei Wochen gemahnt: "Sollten wir über einen Lockdown nachdenken, dann bitte jetzt und nicht im Dezember." Die Wintersaison springt normalerweise erst zu Weihnachten an.

Coronabedingten Stornowellen bereits im Gange 

Angesichts der extremen Infektionslage hat Deutschland Österreich per vergangenen Sonntag auch bereits zum Corona-Hochrisikogebiet erklärt. Mit den entsprechenden Folgen dieser Reisewarnung für den Tourismus. "Es ist schon eine Stornowelle eingetreten, vor allem in der Ferienhotellerie", bestätigte der Salzburger Hotelier und frühere NEOS-Politiker Sepp Schellhorn. Auch die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hat bereits Alarm geschlagen. "Nach den coronabedingten Stornowellen und Buchungseinbrüchen der vergangenen Tage können nur wenige Betriebe eine Auslastung vorweisen, die wirtschaftliches Arbeiten ermöglicht", teilte ÖHV-Vizepräsident Walter Veit am Dienstag mit.

Wintertourismus ist noch zu retten 

Die touristische Wintersaison, die normalerweise erst ab Weihnachten so richtig anläuft, ist noch keinesfalls abzuschreiben. "Der Winter ist noch lang und wir befinden uns jetzt in der ersten Phase des Winters und das ist beileibe nicht die stärkste Phase des Winters", ermutigte auch der Wifo-Experte. In Wirklichkeit würden in ganz Österreich drei Viertel der Urlauber eigentlich von Jänner bis April erwartet. "Das heißt, wenn man jetzt handelt, ja, dann kann man einen Teil des Winters noch retten."

Doch davor müsste sich die Coronalage beruhigen. "Wir wissen aus Befragungen, dass die Infektionszahlen von den potenziellen Gästen natürlich ganz genau beobachtet werden, im Inland wie im Ausland und niemand ist bereit, wenn es Inzidenzen von tausend, zweitausend gibt, wenn man davon spricht, dass in den Krankenhäusern triagiert werden muss, ist dann niemand oder sind nur ganz wenige bereit wirklich auf Urlaub zu fahren", stellte der Touristiker klar. "Das heißt, die Hausaufgaben, die wir jetzt zu erledigen haben, ist, die Infektionszahlen so rasch und so konsequent runterzubringen wie nur irgendwie möglich." (APA / red) 


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Foto: privat

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Redakteurin

Julia Trillsam hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert. Jetzt ist sie bereit, die Welt zu bereisen. Je sonniger die Destination, desto schneller sind ihre Koffer gepackt.





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