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MV: Neues Tourismusgesetz in Planung
Die Tourismuswirtschaft hat in Mecklenburg-Vorpommern (MV) im Nordosten Deutschlands einen überdurchschnittlich hohen wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Stellenwert. Ein neues Tourismusgesetz, das erste in Deutschland, soll dafür sorgen, dass die Finanzierung des touristischen Angebots verbessert wird der Tourismus in MV über eine sichere Finanzierung flächendeckend gestärkt wird. Anleihen genommen werden in Österreich, der Schweiz oder in Südtirol. Die Umsetzung soll bis 2025 erfolgen.
Zwischen den beiden größten Städten Deutschlands, Hamburg und Berlin, liegt Mecklenburg-Vorpommern. Ab Österreich erreichbar ist das junge deutsche Bundesland mit dem Auto in rund acht Stunden. Klimabewusst reist es sich per Nightjet der ÖBB an die Ostsee, einen größeren Flughafen gibt es nicht. 2019 steuerten österreichische Reisende pro Jahr knapp 100.000 Nächtigungen bei. Der aktuelle Wert liegt noch um 30% darunter. „Dort wollen wir wieder hin“, sagt Tobias Woitendorf, Geschäftsführer Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, im Gespräch mit tip. Vorerst gelte es allerdings, die deutschen Gäste wieder zurückzuholen und danach auch österreichische Urlauber und Schweizer sowie skandinavische Nahmärkte. Das wohl bekannteste Wahrzeichen der Region findet sich auf der Insel Rügen – die schneeweißen Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund. Im Landesinneren mit seinen über 2.000 Seen liegt einer der letzten großen Freiräume Deutschlands.
Bessere Finanzierung
Mit 11 bis 12 Mio. Nächtigungen pro Jahr bei 1,6 Mio. Einwohnern verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern die höchste Tourismusintensität in Deutschland. Die Bruttowertschöpfung im Tourismus ist fast gleich hoch wie die Exportwirtschaft. Daher besteht ein großes Bedürfnis nach einer besseren Finanzierung und mehr Organisation in diesem bedeutenden Wirtschaftszweig.
Bisher ist Mecklenburg-Vorpommern bei internationalen Reisenden noch vergleichsweise wenig bekannt. Das könnte sich jedoch bald ändern, da die Themen Nahmärkte, Nachhaltigkeit und Klima aktuell einen hohen Stellenwert haben.
„Das müsste einen Schub in die richtige Richtung geben“,
ist Woitendorf zuversichtlich.
Um das Bundesland touristisch gezielter gestalten und vermarkten zu können, arbeitet er in seiner zweiten Funktion als Landestourismusbeauftragter an der Erstellung eines Tourismusgesetzes.
Neue Organisationsstruktur
In Deutschland ist der Tourismus föderal organisiert und eine freiwillige Aufgabe der Gemeinden. Durch Tourismusabgaben und Kurtaxen werden touristische Aufwände refinanziert, das Geld bleibt im Ort. Über die Kommunen hinaus gibt es kaum Zusammenarbeit und auch keinen Anschluss des ländlichen Raums. „Mit Blick auf Österreich, die Schweiz und Südtirol wollen wir sehen, ob wir die Finanzierung verbessern können“, erklärt Tobias Woitendorf. Mit Hilfe eines neuen Tourismusgesetzes soll es gelingen, Geld erst aus der Fläche zu ziehen und es dann in Teilen neu zu verteilen. Parallel dazu soll eine entsprechende Organisationsstruktur geschaffen werden, um die Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen zu ermöglichen. Ziel ist die Anbindung des ländlichen Raums und die regionale Zusammenarbeit, wie sie bereits in manchen Nachbarländern erfolgreich umgesetzt wird. „Der Charme des österreichischen Tourismus ist die Finanzierung“, so Woitendorf.
Vorreiterrolle
Wenn die Umsetzung plangemäß funktioniert, wäre Mecklenburg-Vorpommern das erste deutsche Bundesland mit einer Gegenfinanzierung für den Tourismus samt entsprechender Organisation. „Wir versuchen, das bis 2025 umzusetzen. Wenn es nicht gelingt, dann greift ein anderes Bundesland den Ball auf. Das ist jedenfalls die Initialzündung“, zeigt sich Woitendorf zuversichtlich. Aktuell wird der Bestand erfasst, wie viel Geld im touristischen Topf vorhanden ist. Danach soll es Klarheit geben, was möglich sein wird. Woitendorf schätzt, dass rund 50% mehr Budget vorhanden sein sollte. Geplant ist, dass ein Ort einen kleineren Teil seiner touristischen Einnahmen an die Region bzw. das Land abführt, um u. a. die Basisfunktionalität in den Regionen zu finanzieren. Zudem soll auch eine neue Datenbank erstellt werden. Ähnlich wie bereits im Burgenland umgesetzt, ist auch eine digitale Gästeanmeldung geplant.
Seit Oktober 2022 treibt Tobias Woitendorf die Umsetzung des Tourismusgesetzes voran. Aktuell ist ein Eckpunkte-Papier in Begutachtung. „Es braucht eine gewisse Hartnäckigkeit, sich so einem Prozess zu stellen. Wenn es klappt, gibt es viele Möglichkeiten. Das könnte ein Beispiel für alle anderen Bundesländer werden“, fasst Woitendorf zusammen. (red)
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Autor/in:
Dieter Putz
Redakteur / Managing Editor
Dieter ist seit 25 Jahren wichtiger Teil des Profi Reisen Verlag-Teams. Fast jedes geschriebene Wort, das die Redaktion verlässt, geht über seinen Schreibtisch.
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