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Aserbaidschan: Faszinierende Schatzsuche im Kaukasus


Video Reportage aus Baku

VIDEO & EXPERTEN-TIPPS - Rajchlreist.tv on tour durch Aserbaidschan mit tip-online.at. Warum das weitgehend unbekannte Land zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer enormes Potential als Reise-Destination hat.
3. Teil: Pracht-Paläste, geheimnisvolle Völker und Spuren deutscher Geschichte


Im 3. Teil seiner Serie berichtet Reise- und Videojournalist Claudius Rajchl (RAJCHLREIST.tvvon seiner beeindruckenden Reise zu Multikulti-Städten und urigen Bergdörfern in der Kaukasus-Region, aus denen er vor wenigen Tagen zurückgekehrt ist. Es waren Begegnungen mit einer ungeahnten Vielfalt an Kulturen und Kulturschätzen, die selbst einen abgebrühten Reisejournalisten wie ihn ins Staunen versetzt haben.

Wer tiefer in die vielen Facetten von Aserbaidschan eintauchen möchte, dem empfehle ich nicht nur in der Hauptstadt Baku bleiben, sondern auch ins kaukasische Bergland Richtung Nordwesten aufzubrechen. Rund um das multikulturelle Ganja, der zweitgrößten Stadt des Landes, sowie um das prächtige Sheki, einst Hauptstadt eines unabhängigen Khanats, locken zahlreiche Sehenswürdigkeiten – und auch wunderbare Weine und andere Köstlichkeiten.

Gerade in der Bergwelt wird deutlich, wie sehr in Aserbaidschan Tradition und Moderne miteinander verbunden sind und das Miteinander von verschiedenen Kulturen funktioniert. Die Straßen sind gut ausgebaut, es gibt feine, komfortable Hotels verschiedener Klassen (mehr dazu nächste Woche im vierten und letzten Teil meiner Serie). Und selbst in entlegenen Bergdörfern funktionierten Bankomaten, wie Sie im Video sehen können.

Gerade in entlegenen aserbaidschanischen Gebieten wird deutlich, wie sehr dieses Land eine faszinierende Welt zwischen zwischen Europa und Asien ist: Es vereint die Exotik und den Duft des Orients mit der Triebsamkeit und einer gewissen Aufgeräumtheit Europas. Und sogar auf den Spuren deutscher Gründlichkeit bin ich nahe Ganja gewandelt.

Hier die Highlights, die Sie sich und Ihren Reisekunden nicht entgehen lassen sollten:

Der Khan-Palast von Sheki

 

Eines der ganz großen Highlights meiner Aserbaidschan-Reise ist für mich der Khan-Palast von Sheki (UNESCO Weltkulturerbe!). Die von mächtigen Mauern umgebene einstige Sommerresidenz der Khane (feudale Herrscher im Mittelalter) ist ein tief beeindruckender Schmuckkasten aus dem Ende des 18. Jahrhunderts: Der Prachtbau wurde ohne einen einzigen Nagel errichtet. Begeistert hat mich die ungeheure Farbenpracht in den Prunkräumen, die Sie im Video sehen können: orientalische Ornamentik, Tier-Darstellungen, heldenhafte Kampfszenen. Ein Augenschmaus.

Unweit des Palasts kann man in einer Kunstwerkstatt Künstlern bei der Arbeit zusehen.

Kish: Kirche der kaukasischen Albaner

Etwa sieben Kilometer nördlich von Sheki bin ich im Dorf Kish beim Anblick einer mittelalterlichen Kirche zunächst verwirrt: „Diese Kirche haben Albaner errichtet“, erklärt mir Guide Orxan. Albaner? Hier? „Die kaukasischen Albaner waren ein eigener Volksstamm, die haben nichts mit Albanien in Europa zu tun“. Dennoch verdankt Aserbaidschan einem Europäer, dass die Kirche nahezu wie neu glänzt: Der norwegische Archäologe Thor Heyerdahl hat rund um die Kirche Ausgrabungen vorgenommen und das Gebäude im kaukasisch-albanischen Stil rekonstruiert.

Lahij: Bergdorf der Taten

 

Schließlich fahren wir ins Bergdorf Lahij, das auf einer Höhe von etwa 1400 Metern zwischen den hohen Bergen des Großen Kaukasus liegt. Schon die Fahrt mit Blick auf die steilen Berge und tiefen Schluchten ist ein Erlebnis.

Die Zeit scheint stehen geblieben in Lahij. Aus den alten Steinhäusern dringt Hämmern. Hier sind die besten Kupferschmiede des Landes zuhause und fertigen auf traditionelle Art und Weise Gebrauchs- und Kunstgegenstände an. Die meisten der etwa 900 Einwohner hier sprechen noch eine ganz eigene Sprache: tatisch. Die Taten sind eine von mehreren kaukasischen Völkergruppen, die in Aserbaidschan harmonisch zusammenleben. Mit Englisch oder gar Deutsch kommt man hier nicht durch, aber die Freundlichkeit der Menschen macht Sprachbarrieren locker wett.

Beim Spaziergang durch die alten Gassen riecht es wunderbar nach Gewürzen, die in großen Säcken auf Käufer warten. Ein beschaulicher Ort zum Verweilen und auch, um wirklich authentische Souvenirs zu erstehen.

Ganja

Ein quirliger Kontrast zur ruhigen Bergwelt ist Ganja – die zweitgrößte Stadt Aserbaidschans. Wir spazieren durch die Innenstadt, wo mehrere Kulturen aufeinander prallen: das Rathaus, der riesige Zentralplatz mit seinen großen Fontänen und die XXL-breiten Hauptstraßen stammen aus sowjetischer Zeit. Die Schah-Abbas-Moschee, der Hamam und eine Karawanserei sind Zeugen orientalischer Einflüsse. Und schön renovierte Bürgerhäuser und coole Cafés in der Fußgängerzone machen deutlich, dass auch in Ganja längst das moderne Leben westlichen Zuschnitts Einzug gehalten hat.

Und ausgerechnet an der modernen Stadtautobahn hat Ganja einem seiner berühmtesten Bürger ein Denkmal in Form von riesigen aufgeschlagenen Buchseiten gesetzt: dem aserbaidschanischen Nationaldichter Nizami. Von ihm stammen kluge Aphorismen wie „Jede dunkle Nacht hat ein helles Ende“. Wir besuchen sein Mausoleum in einer großen Parkanlage außerhalb der Stadt.

Helenendorf: Spuren deutscher Siedler

Das wissen nur wenige in Europa: In Aserbaidschan gibt es unweit von Ganja auch Spuren deutscher Siedler-Vergangenheit. In Goygol (früher Helenendorf) und Shamkir (Annenfeld) stehen auffallend viele Häuser im deutschen Baustil. Es spricht hier zwar so gut wie niemand mehr Deutsch, aber wer genauer hinsieht, kann eine spannende Zeitreise deutscher Siedler aus dem Schwabenland unternehmen, die im 19. Jahrhundert begann und erst 2007 mit dem Tod des letzten deutschen Einwohners von Goygol endete.

Wir besuchen das Wohnhaus von Viktor Klein, dem letzten Nachfahren der Einwanderer. Ein Museum, in dem alles so geblieben ist, wie es Herr Klein hinterlassen hat. Sein Hut liegt an der Ablage, die Fotoalben, die kitschigen Figuren, das Klavier (das deutschen Homestorys aus den 2000er Jahren zufolge schon zu Lebzeiten Kleins verstimmt war) – alles scheint so, als ob Herr Klein jeden Moment wieder bei der Türe hereinkommt und von der Geschichte seiner Vorfahren erzählt.

Wie 127 schwäbische Familien 1819 hier Helenendorf gründeten, und Herr Klein bis zu seinem Tod als letzter Deutscher hier wohnte. Eine Ausstellung in der ehemaligen deutschen Kirche von Helenendorf zeigt die Geschichte sehr eindrucksvoll.

Auch in Shamkir gibt es eine deutsche Kirche und noch einige schwäbische Häuser. Der rührige Yusif Aliyev hat neben seiner Wohnung, in der früher ein deutscher Pastor wohnte, das deutsche „Heritage Center“ eingerichtet, wo er alles sammelt, was mit der Geschichte der schwäbischen Siedler zusammenhängt.

Gaumenfreuden mit Wein, Granatapfel und vielen Einflüssen

Xan, eine der größten Weinkellereien, des Landes wurde von schwäbischen Siedlern gegründet. Heute werden hier in modernsten Top-Weine aus aserbaidschanischen Traubensorten, aber auch europäischen Sorten gekeltert. Wir dürfen einige der edlen Tropfen verkosten – im ursprünglich erhalten gebliebenen Weinkeller.

Womit wir bei einem wesentlichen Aspekt aserbaidschanischer Kultur sind: die Kulinarik. Gegrilltes Rind oder Huhn stehen hier ebenso auf dem Speiseplan wie mit Lamm gefüllte Weinblätter. Reis mit Safran, gedörrten Marillen auf wunderbar marinierte Auberginen oder rote Rüben. Plov heißt das Nationalgericht aus Reis mit Huhn, Fisch oder getrockneten Früchten.

Auch Fisch aus dem kaspischen Meer sollte man unbedingt probiert haben. In den Märkten wird auch hochwertiger Kaviar angeboten.

Wichtiger Bestandteil der aserbaidschanischen Küche ist Granatapfel. Den gibt’s pur als frisch gepressten Saft, in Form von köstlichen Saucen und auch als ziemlich süßen Wein.

Mit einem Wort: Ich durfte Aserbaidschan während meiner einwöchigen Drehreise als überraschendes Gesamtkunstwerk für alle Sinne erleben, das uns viel näher liegt als wir vermuten.

Weitere Infos: azerbaijan.travel

Nächste Woche im vierten und letzten Teil der Rajchlreist.tv-Serie Aserbaidschan: Aserbaidschan als „neue“ Destination für den österreichischen Touristik-Markt - Video-Interview mit Florian Sengstschmid, dem aus Österreich stammenden Chef des Azerbaijan Tourismboard.

Zum Nachschauen:

1. Teil – Baku – die unterschätzte Metropole 

Teil 2 - Aserbaidschan: Feuer-Berg, stiller See und Steinzeit-Zeichnungen


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Foto: Traveltv.at

Autor/in:

Claudius ist Reise- und Videojournalist sowie Geschäftsführer seines Unternehmens traveltv.at. Ursprünglich im klassischen Print-Journalismus daheim, realisiert er neben Stories, Videos und Insider-Tipps auch kreative Content- und Kampagnen-Ideen mit Partnern wie dem Profi Reisen Verlag, oruvision und anderen Medienpartnern. Motto seines Unternehmens: „Wir bewegen Reiseträume. Im Mittelpunkt steht der Mensch und seine Kunst, seine Träume zu leben.“





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