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Israel ist bereit für den Tag danach
Der brutale Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 mit der Ermordung von mehr als 1200 Zivilisten und der Verschleppung von über 240 Geiseln nach Gaza hat den Tourismus im gelobten Land schlagartig zum Erliegen gebracht. Knapp sieben Monate nach dem Überfall ist das Alltagsleben in Israel wieder zurückgekehrt, auch Gäste kommen langsam wieder.
Die IMTM – International Mediterranean Tourism Market – am 3. und 4. April in Tel Aviv war sehr gut besucht. Ein wichtiges Zeichen der Normalität in dem vom Krieg gebeutelten Land. Zahlreiche nationale und internationale Aussteller präsentierten bei der zum 30. Mal durchgeführten Fachmesse nicht nur ihr aktuelles Programm, sondern signalisierten damit auch, dass die derzeit für die gesamte Branche unerfreuliche Situation irgendwann zu Ende gehen und der Tourismus in der Region wieder aufblühen wird. Anlässlich der IMTM 2024 lud das Israelische Tourismusministerium zu einer internationalen Pressereise und tip-online war hier als einziges österreichisches Medium mit dabei. So konnten wir uns auf der einwöchigen Rundreise von Tel Aviv über Jerusalem bis zum Toten Meer davon überzeugen, dass Israel als Urlaubsland absolut sicher ist. Tatsächlich hatte ich in keiner Sekunde des Aufenthalts ein Gefühl der Unsicherheit oder Angst. Die Strände sind ebenso voll wie die Lokale und auf den Straßen blüht das mediterrane Leben. Die partielle Reisewarnung des Österreichischen Außenministeriums betrifft folgerichtig auch nur den Gazastreifen und die Grenzregion zu Libanon und Syrien.
Die zweite Vollbremsung nach Corona
Auch wenn Tourismusminister Haim Katz wie zuletzt persönlich auf der ITB die Werbetrommel für Reisen nach Israel wirbt, weiß man im Land nur zu gut, dass eine Rückkehr der Touristen in großer Zahl wohl erst nach Ende des Krieges realistisch ist. Der Überfall der Hamas fordert seinen Tribut von der israelischen Tourismusindustrie. Nach der Corona-Delle erlebt man zum zweiten Mal in sehr kurzer Zeit eine Situation, die sich fatal auf die Branche auswirkt. Vor dem 7. Oktober deuteten alle Anzeichen daraufhin, dass sich die Einreisezahlen nach der Pandemie wieder erholt haben. Im Vergleich zum Jahr davor gab es 2023 einen Anstieg von 12,5%, der Tourismusrekord von 2019 konnte jedoch noch nicht gebrochen werden. Damals kamen 4,5 Mio. Gäste ins Heilige Land, davon 402.000 aus der DACH-Region. Österreichische Touristen waren mit 49.500 überproportional vertreten. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 kamen täglich 13.000 Touristen in Israel an, davon in Summe 213.000 aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Danach riss der Besucherstrom für einige Zeit komplett ab. Nun steigen die Zahlen allmählich wieder. Im Jänner 2024 wurde Israel wieder von 58.600 Touristen besucht, verglichen mit 257.400 Gästen im gleichen Monat des Vorjahres ist das jedoch ein Rückgang von 77%. Inzwischen stiegen die Zahlen wieder auf mehr als 3.000 Ankünfte pro Tag, Tendenz steigend. Israel macht schwierige Zeiten durch, ist aber für die Zukunft sehr optimistisch. Anfang Juni 2024 wird das zweite Terminal am Flughafen Ben Gurion wieder in Betrieb genommen.
Wichtiger Wirtschaftszweig
Der Tourismus ist in Israel der fünftwichtigste Wirtschaftszweig und machte vor Corona und dem Gaza-Krieg bei einem Umsatz von 4,6 Mrd. Euro rund 4% des Bruttoinlandsproduktes aus. Tourismusminister Katz hat als offizielles Ziel für das Jahr 2030 7 Mio. ausländische Touristen in Israel genannt. Eine ambitionierte, aber keineswegs unerreichbare Vorgabe. In Sachen Reisetrends bietet Israel tatsächlich alle Voraussetzungen, sich als Top-Reisedestination zu rehabilitieren. Das Urlaubsland im östlichen Mittelmeerraum ist von den meisten Märkten Europas nicht mehr als vier Flugstunden entfernt. Israel bietet ganzjährig sonniges Klima, eine große Vielfalt an historischen, archäologischen und religiösen Stätten sowie einen fesselnden Kontrast zwischen Antike und Moderne.
Tel Aviv: Stadt der Gegensätze
Blickt man vom alten Hafen in Jaffa Richtung Skyline von Tel Aviv, dem New York des Mittleren Ostens, so offenbaren sich die Gegensätze zwischen alt und neu. Die ständig steigende Zahl an modernen Hochhäusern in der pulsierenden Metropole steht im Kontrast zur „Weißen Stadt“, jenen rund 4.000 Gebäuden aus den 1930-Jahren im Internationalen Stil und Bauhaus errichtet, seit 2003 UNESCO-Weltkulturerbe. Nachdem früher zahlreiche dieser Häuser vernachlässigt und abgerissen wurden, hat die Stadtverwaltung inzwischen umgedacht und sich daran gemacht, die architektonischen Schätze zu bewahren. So soll noch heuer unter anderem die Independence Hall am Rothschild-Boulevard, in dem David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeit des israelischen Staates ausgerufen hat, nach einer umfangreichen Restaurierung in neuem Glanz erstrahlen. Die besondere Atmosphäre der gründerzeitlichen Stadt kann im Künstlerviertel Neve Tzedek oder in Florentin anschaulich erkundet werden. Auffällig sind hier die zahlreichen Graffiti an den Hauswänden, die durchaus künstlerischen Anspruch haben und sich in letzter Zeit thematisch intensiv mit dem Krieg auseinandersetzen. Prinzipiell lässt sich die Stadt sehr gut zu Fuß oder per Leihrad bzw. E-Scooter auf dem gut ausgebauten Radwegenetz erkunden. Wer einem am Boden eingelassenen goldenen Metallband folgt, wird zu zehn bedeutenden Sehenswürdigkeiten gelotst. Der Independence-Trail wurde 2018 zum 70. Geburtstages Israels eingerichtet und führt unter anderem zum Palatin Hotel, wo die erste Demonstration gegen das britische Mandat in Palästina stattfand, zur im Jahr 1925 errichteten Großen Synagoge und zum Herzlia-Gymnasium, der ersten hebräischsprachigen Oberschule des Landes. Die Geschichtestunde lässt sich hier als Spaziergänger bequem mit Eis oder Softdrink in der Hand absolvieren. Die Stadthistorie von Tel Aviv lässt sich auch gut im 2024 neu eröffneten City Museum am frisch renovierten Bialik-Platz erkunden, untergebracht im ehemaligen historischen Rathaus.
Jerusalem: Zentrum dreier Weltreligionen
Israels Hauptstadt Jerusalem blickt auf eine mehrere tausend Jahre alte Siedlungsgeschichte zurück und ist sowohl für Juden, Christen als auch Muslime eine heilige Stadt. Gesehen haben sollte man jedenfalls die Zedekiah-Höhlen, deren Ursprünge bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen. Der antike unterirdische Steinbruch schuf das größte künstliche Höhlensystem Israels und wird Gästen heute mit einer beeindruckenden Multimedia-Show im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht. Eine Empfehlung ist auch das im März 2024 neu eröffnete Museum Tower of David, das Anfang Mai mit der Eröffnung eines Rooftop-Terrassen-Cafés mit spektakulärer Aussicht auf Jerusalems Altstadt nochmal aufgewertet wird. Im Museum können sich Besucher unter anderem über eine interaktive Wand durch die Geschichte Jerusalems klicken. Beeindruckend auch ein 150 Jahre altes Modell der heiligen Stadt, das für die Weltausstellung in Wien 1873 angefertigt und dort auch gezeigt wurde. Anfang April 2024 eröffnete die komplett neue Nationalbibliothek in Jerusalem. Neben den 4,5 Mio. Büchern und 2,5 Mio. Fotografien gibt es auch Ausstellungen zu Literatur der jüdischen Diaspora und hunderte Jahre alte Schriftrollen, Haggadahs, Toras und ähnliche alte religiöse Werke. Vielen Bücher beschäftigen sich auch mit dem Kriegen, Konflikten und dem friedlichen Zusammenleben. Ein Friede, der Israel nicht nur als Urlaubsland von Herzen gewünscht wird.
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Autor/in:
Stefan Zwickl
Freier Journalist
Stefan Zwickl lernte das journalistische Handwerk bei der Kronen Zeitung und war danach zehn Jahre als leitender Redakteur unterschiedlicher Zeitungen beim Echo Medienhaus tätig. Im Jahr 2008 gründete er seine eigene Kommunikationsagentur „aktuell PR“. Seiner großen Passion des Reisens folgt der Wiener gerne auch als freier Journalist für den Profi Reisen Verlag.
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3 Dezember 2024
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