Die Begeisterung der österreichischen Reisebranche über den Newcomer war, freundlich ausgedrückt, enden wollend. Unkenrufe über den Vertriebsweg im Supermarkt wie „ein Wurstsemmerl und eine Reise nach Griechenland für zwei Personen – so ein Schmarrn“ waren noch die harmlosere Variante. „Die Reaktion am Markt war totale Ablehnung. Airlines wollten keine Kontingente hergeben, Reisebüros waren wütend“, erinnert sich Martin Fast, der ITS Billa Reisen von Tag eins an gelenkt hat. Heute verantwortet er den Veranstalter immer noch, allerdings ist die Marke inzwischen unter dem Dach der Dertour Group angesiedelt. Als Teil von Dertour Austria liegt der Veranstalter heute auf Platz zwei in Österreich, gleich nach der TUI.

„Beim Reden kommen die Leut‘ z‘samm“

Der Gründung von ITS Billa Reisen lag kein langfristiger strategischer Plan zugrunde, berichtet Fast. 1996 war die Marke Billa an den deutschen Rewe Konzern verkauft worden. Bei einem Firmen-Meeting in Palma di Mallorca 1998 trafen ITS Reisen-Chef Dietmar Kastner – ITS war da bereits Teil der Rewe Touristik - und die Billa-Chefs Veit Schalle und Wolfgang Wimmer zusammen. Im Gespräch wurden rasch gemeinsame Interessen entdeckt: Der deutsche Veranstalter ITS wollte ins Ausland expandieren, Billa wollte neue Kunden ansprechen. Der Vertrieb von Reisen über einen Supermarkt war damals ein absolutes Novum. Zwei Monate später rief Schalle Martin Fast an und bot ihm die Leitung des neuen Veranstalters ITS Billa Reisen an. „Beim Reden kommen die Leut' zsamm“, fasst Fast die Gründungsgeschichte kurz.

Konsequentes Wachstum

Die ersten Reiseziele, Kreta und Mallorca, wurden ab 30. April 1999 mit der KLM-Tochter Transavia ab Wien angeflogen. Schon bald folgten Fernreisen- und Eigenanreise-Produkte. Griechenland ist bis heute die Top-Destination von Billa Reisen. Nachdem Rewe die deutsche Bedarfsfluglinie LTU gekauft hatte, wurden 2004 für kurze Zeit zwei A320 mit österreichischer Registrierung als LTU Billa eingesetzt. Firmensitz der Airline war Wiener Neudorf. „Erst da begann bei den etablierten Fluglinien ein Umdenken. Heue ist Austrian Airlines einer unserer wichtigsten Flugpartner“, berichtet Fast weiter.

Der Jahresumsatz hat sich von 300 Mio. ATS im Lauf der 25 Jahre auf 300 Mio. EUR gesteigert. „Allerdings inklusive der Dertour-Produkte“, schränkt Fast lachend ein. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 14 auf 75 gestiegen.

Markus Fritz, ebenfalls Mitarbeiter der ersten Stunde und heute Bereichsleiter Produkt, weist noch auf weitere Veränderungen hin: War früher die Urlaubsdauer strikt mit ein oder zwei Wochen festgelegt, so ist heute mehr Flexibilität gefragt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei zehn bis elf Tagen. Auch Qualität hat an Bedeutung gewonnen. War das ursprüngliche Produkt auf 3- bis 4-Sterne-Hotels ausgerichtet, so liegt heute der Fokus klar auf 4-Sterne-Häusern, mitunter auch auf 5-Sternen. „Höherwertig sticht ganz klar länger“, fasst Markus Fritz die Nachfrage-Entwicklung seit der Pandemie zusammen. Auch das Hotel-Portfolio ist kräftig gewachsen. Standen 1999 nur 174 Häuser zur Auswahl, so können inzwischen dank Datenbanken mehr als 300.000 gebucht werden. Neu hinzugekommen sind auch Kreuzfahrten sowie knapp 30 Rundreisen.

Geschärftes Profil

Mit der Fusion von Rewe Austria Touristik und Dertour Austria zur Dertour Austria GmbH wurden auch die Markenprofile geschärft. Aus ITS Billa Reisen, das bis dahin auch gerne von Reisebüros gebucht wurde, wurde die reine Direktvertriebsmarke Billa Reisen. Die Marken Dertour, Maiers Weltreisen und ITS stehen für Mitbucher zur Verfügung.

Die Stoßrichtung bei Billa Reisen ist klar definiert: „Wir wollen der größte Direktvermarkter von Reisen in der DACH-Region werden. Das ist unser Ziel“, erklärt Martin Fast. Hilfreich dabei sei, dass sowohl die Vorteile der Dertour Group als auch die von Billa bzw. Rewe genutzt werden könnten. „Wir können bei beiden auf das Beste zurückgreifen, um uns weiterzuentwickeln.“ Das sollte eine gute Basis für weitere 25 Jahre darstellen. (red.)