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ECTAA: Tourismus braucht mehr Priorität in der Politik


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Rechtzeitig vor dem Fünfjahres-Turnus des neuen EU-Parlaments hat die ECTAA ein Manifest erstellt: Darin werden die wirtschaftliche Bedeutung der Reisebranche betont, ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten aufgezeigt sowie Hürden thematisiert. Ziel ist, den Stellenwert des Tourismus in der EU-Politik aufzuwerten.

Als wichtiger Arbeitgeber mit einem Anteil von mehr als 10% am gesamten BIP der EU sollte der Tourismus mehr Berücksichtigung in der Politik der Staatengemeinschaft finden. Das betont ein Manifest der ECTAA, der European Travel Agents‘ and Tour Operators‘ Association, zu deren Vollmitgliedern u.a. der ÖRV und der Fachverband der Reisebüros der WKO zählen. Der Appell richtet sich an das neu zusammengesetzte EU-Parlament. Entscheidungsträger in der EU und Interessensvertreter der Reisebranche müssten gemeinsam daran arbeiten, das touristische Potential besser auszuschöpfen, heißt es im Schreiben und weiter: „Daher rufen wir die EU-Kommission auf, den Dialog fortzusetzen und die Auswirkungen der EU-Gesetzesinitiativen auf den Tourismus genau zu überprüfen.“ Zudem soll der Dialog zwischen EUParlament und Interessensvertretern durch die Einrichtung einer Tourismus-Arbeitsgruppe im Parlament institutionalisiert werden.

Potenzial der ReiseberaterInnen ausschöpfen

Auch auf die veränderten Anforderungen an ReiseberaterInnen wird im Manifest eingegangen: Reisebüros und Veranstalter hätten sich in den vergangenen Jahren neu erfunden. Von einfachen Vermittlern vollzogen sie den Wandel zu Experten in einem komplexen System, indem sie „Europas verborgene Schätze für Reisende am ganzen Kontinent aufzeigen“. Die 80.000 Unternehmen mit 350.000 Mitarbeitenden (Eurostat 2022) werden, laut ECTAA, in den kommenden Jahren eine noch viel wichtigere Rolle einnehmen, da die Nachfrage nach maßgeschneiderten, nachhaltigen und ethischen Alternativen zu traditionellen Reiseangeboten stark steigen werde. ReiseberaterInnen könnten jedoch deutlich mehr für die regionale Entwicklung sowie für den Tourismus in Europa tun, wenn sie nicht durch einen nicht wettbewerbsfähigen Markt und durch die Marktdominanz von Leistungsträgern eingeschränkt würden. ReiserbaterInnen im EURaum erzielten einen Umsatz von 197 Mrd. EUR (Eurostat 2016). Pro Jahr wurden 300 Mio. Tickets und 210 Mio. Pauschalreisen verkauft (2019 lt. ECTAA-Branchenuntersuchung).

Ausgewogene Revision der Pauschalreiserichtlinie

Bei der Überarbeitung der Pauschalreiserichtlinie sei es wichtig, dass die EU-Entscheidungsträger keine Begrenzungen bei den Anzahlungen auf Reisen festlegen würden. Anders als bei Fluglinien seien Pauschalreisen bereits gegen Insolvenz der Veranstalter abgesichert. Vielmehr fordert die ECTAA, dass auch Fluglinien im Insolvenzfall Sicherheiten für Rückzahlungen und Rückholung gestrandeter Passagiere garantieren müssten. Die aktuelle Gesetzeslage verzerre den Wettbewerb zwischen Airlines und Veranstaltern, heißt es sinngemäß. Reisebüros und Veranstalter müssen bei Pauschalreisen bekanntlich oft kostenintensive Alternativen bieten, wenn Fluglinien den Betrieb einstellen, zusätzlich zur eigenen Insolvenzabsicherung. Daher ruft die ECTAA die EU-Regulatoren auf, einen gleichwertigen Konsumentenschutz gegen Betriebsausfall und Insolvenz von Fluglinien zu schaffen und damit die Wettbewerbsgleichheit zwischen Airlines und Veranstaltern zu sichern.

Transparenz und Auswahlmöglichkeit sichern

ReiseberarterInnen garantierten Kunden Transparenz und Auswahlmöglichkeit, im Gegensatz zu Transportunternehmen, die auf ihren Webseiten nur ihre eigenen Angebote aufzeigen, so die ECTAA. Um KonsumentInnen die ganze Vielfalt der Reiseoptionen präsentieren zu können, brauchen ReiseberaterInnen „den Zugang zum breitest möglichen Content zu fairen, vernünftigen und nicht-diskriminierenden Bedingungen“. Ein ambitionierter Vorschlag für „Multimodal Digital Mobility Services“ (MDMS) sei Voraussetzung, um multimodales Reisen zu unterstützen und mehr nachhaltige Reiseoptionen zu promoten.

Funktionierende Mehrwertsteuer-Regeln

Auch zur Frage der Mehrwertsteuer hat die ECTAA eine Stellungnahme abgegeben. Laut einer Feststellung der EU-Kommission aus dem Jahr 2020 sei das bisher angewandte Schema zwar effizient, hätte aber einige Mängel und werde nicht EU-weit einheitlich angewandt. Die ECTAA und andere Interessensvertretungen sprechen sich für eine Überarbeitung der bisherigen Sonderregelung aus, unter Berücksichtigung von Wettbewerbsverzerrung und einer einheitlichen Anwendung im gesamten EU-Raum.


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Autor/in:

Herausgeberin / Chefredakteurin

Elo Resch-Pilcik, Mitgründerin des Profi Reisen Verlags im Jahr 1992, kann sich selbst nach mehr als 30 Jahren Touristik - noch? - nicht auf eine einzelne Lieblingsdestination festlegen.





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